Boleslaw

Boleslaw
Boleslaw,
 
tschechisch Bọleslav, polnisch Bolẹsław [-u̯af], Herrscher:
 
 Böhmen:  
 1) Bọleslav I., der Grausame, Herzog (929-967 oder 935-972); Přemyslide; kam nach der Ermordung seines Bruders Wenzel I., dem Heiligen, an der er beteiligt war, an die Herrschaft, musste aber 950 die Oberhoheit des Römischen Königs (Otto I.) anerkennen. Seine Truppen waren am Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld (955) beteiligt, die er danach aus Mähren vertreiben konnte. Er förderte die Einführung des Christentums.
 
 2) Bọleslav II., der Fromme, Herzog (967/972-999), Sohn von 1); setzte die Gründung des Bistums Prag (973) durch; einigte Böhmen durch die Beseitigung der Herrschaft der Sklavnikiden. 990 verlor er Schlesien an seinen Schwager Bolesław I. von Polen.
 
 Polen:  
 3) Bolẹsław I. Chrobry [- 'xrɔbri, »der Tapfere«], Herzog (seit 992), König (1025), * 966 oder 967, ✝ 17. 6. 1025, Piast, Sohn Mieszkos I.; gewann Kleinpolen und Mähren; 1002-04 beherrschte er Böhmen. Durch die Errichtung des Erzbistums Gnesen (Akt von Gnesen, 1000) erreichte er die Unabhängigkeit von der Reichskirche. In drei Kriegen (1002-18) gegen König Heinrich II. und die Přemysliden konnte er die Niederlausitz als Reichslehen sowie Teile der Mark Meißen der polnischen Krone angliedern und seine Stellung gegenüber dem Römischen Reich festigen.
 
 4) Bolẹsław II. Śmiały [- 'ɕmjau̯i, »der Kühne«] oder Szczodry ['ʃtʃɔdri, »der Freigebige«], Herzog (seit 1058), König (1076-79), * um 1040, ✝ 1081, Sohn von Kasimir I. Odnowiciel; ergriff im Investiturstreit Partei gegen Kaiser Heinrich IV. und ließ sich 1076 in Gnesen zum König krönen. Nach seinem Konflikt mit dem Krakauer Bischof Stanisław, der auf seine Veranlassung getötet wurde, vertrieben, starb er - der Legende nach - in Ossiach (Kärnten).
 
 5) Bolẹsław III. Krzywousty [-kʃivɔ'usti, »Schiefmaul«], Herzog (seit 1102), * 1085, ✝ 1138, Sohn von Władysław Herman, Vater von 6); behielt nach elfjährigem Kampf die Oberhand über seinen mitregierenden Bruder Zbigniew. 1102-22 eroberte er Pommern, dessen Christianisierung er veranlasste, für das er jedoch 1135 Kaiser Lothar III. den Lehnseid leisten musste. Die Thronfolge regelte er durch Reichsteilung in vier Herzogtümer (Schlesien, Großpolen, Masowien, Kleinpolen - ohne Krakau, mit Sandomir) mit einem Seniorat in Krakau.
 
 6) Bolẹsław IV. Kędzierzawy [-kɛndʑɛ'ʒavi, »Kraushaar«], Herzog (seit 1146), * um 1125, ✝ 1173, Sohn von 5); erhielt bei der Teilung des Reiches durch seinen Vater Masowien als Erbfürstentum. 1146 usurpierte er von seinem Bruder Władysław II. das Seniorat und Krakau. 1157 zwang ihn Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die Lehnshoheit des Reiches anzuerkennen. 1163 musste er den Söhnen seines Bruders ihr Erbteil Schlesien zurückgeben.
 
 Schlesien:  
 7) Bolẹsław I. Wysọki [»der Lange«], Herzog von (Nieder-)Schlesien (seit 1163), ✝ 18. 12. 1201, Sohn des Piasten Władysław II. und der Agnes von Österreich (✝ 1157); erhielt bei der Rückgabe Schlesiens durch seinen Onkel Bolesław IV. Niederschlesien mit Breslau und begründete die sich bald germanisierende niederschlesische Linie der Piasten. Unter ihm begann die deutsche Kolonisation. Er berief die Zisterzienser, die 1175 Kloster Leubus gründeten.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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